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Das Leben eines Züchters

Hier mal ein kleiner Einblick in meinen Züchteralltag von der Wurfplanung bis zur Abgabe der Welpen

Ich mache mir Gedanken, in etwa einem Jahr soll meine Hündin mit der ich die IPO 3 bestanden habe, die ihre Körung abgelegt hat und auch eine ganz gute Schaubewertung bekommen konnte, von der ich selbst überzeugt bin, weil sie sich in ihrer mentalen Mitte befindet, nicht abgedreht ist, sich aber auch nicht schlaftablettenmäßig präsentiert, belegt werden. Nach dieser Hündin habe ich jahrelang gesucht. Sie ist selbst aufgezogen, ausgebildet und wurde auf ihre Aufgabe nun schon seit fast 4 Jahren vorbereitet. Alle Gesundheitsuntersuchungen waren top und sie zeigt sich ausbildungstechnisch genau so wie ich mir das vorstelle. Nun suche ich nach einem passenden Rüden. Nicht zu eng soll die Linienführung sein, ganz auszüchten möchte ich auch nicht so recht. Nächtelang sitze ich am Computer und wälze Ahnentafeln, schaue mir Videos an und an den Wochenenden fahre ich, nach Möglichkeit zu Veranstaltungen oder direkt zu Rüdenbesitzern um mir die glücklichen Auserkorenen an zu schaun.

Haben wir nun eine Entscheidung getroffen, warte ich gespannt auf die nächste Hitze. Ich weis nicht, ob das nur an meinem persönlichen Empfinden liegt, aber meist dauert es dann noch eine halbe Ewigkeit und oft verläuft der Zyklus ausgerechnet dann absolut nicht im errechneten Rahmen. Spannend diese Zeit der Planung.

Wenn wir zum Decken fahren habe ich immer ein mulmiges Gefühl. Wird der Rüde wohl decken? Haben wir wohl den richtigen Tag erwischt? Wie wird sich die Hündin verhalten? Es kostet mich jetzt schon schlaflose Nächte, so aufgeregt bin ich! Genauso geht es mir nach dem erfolgreichen Deckakt und während der gesamten Tragezeit. Ich hüte die Hündin wie meinen Augapfel und untersuche sie genauestens, auf dass es ihr an nichts fehlt. Immer in Sorge, dass sie nicht aufgenommen haben könnte oder verwirft.

Wie schön und befreiend ist es dann, wenn man sieht, dass das Bäuchlein sich rundet und man später sogar Welpenbewegungen ertasten kann. Die Geburt ist nahe und die Züchterin wird nun noch nerviger als vorher. Die Tage und Nächte kurz vor dem Geburtstermin bin ich immer in Alarmbereitschaft und nachts bei jedem kleinen Geräusch aus dem Körbchen der Hündin hellwach! Wenn die Hündin dann kurz vor der Geburt Senkwehen bekommt, kann es noch ein paar Tage dauern, aber sie ist natürlich unruhig und ich ein Nervenwrack, weil ich mir jedes mal aufs neue einrede, dass diesmal was schief geht. Komplett geduscht und angezogen, um 3 Uhr morgens stehe ich so bereit wie es eben geht vor meiner eben noch unruhig hin und her laufenden Möchtegernmama, die sich nun wieder friedlich schlummernd eingerollt hat. Fehlalarm gehört jetzt in fast jede Nacht und Schlaf wird ja auch überbewertet....

Geht es dann endlich los, nagt an mir der Schlafentzug der letzten Tage, aber ich bin so angespannt und in freudiger Erwartung, dass mir das zunächst mal gar nicht auffällt. Auch wenn alles glatt läuft, ich sitze während der Geburt immer neben meiner Hündin und unterstütze sie wo ich nur kann. Ich habe auch schon Welpen beatmet oder aus dem Geburtskanal herausgeholt wenn wie feststeckten. Natürlich führe ich auch ein genaues Geburtsprotokoll mit Gewichten und Infos zum Geburtsverlauf.  Es ist meine Pflicht zu helfen und ich weine jedes Mal wenn es einer meiner Kleinen nicht schafft bittere Tränen und ich hoffe auch ich werde dieses Gefühl für das Leben niemals verlieren! Es ist so erfüllend zu sehen, wenn alle Welpen da sind und die Mutter sich entspannt zurücklehnt um ihren Nachwuchs zu säugen. Alle Anspannung fällt dann von einem ab und dieses Bild entschädigt für die Strapazen der letzten Wochen. Fotos und Videos von der Geburt sind meist verwackelt, aber ich mache immer welche um andere an meinem Glück teilhaben zu lassen.

Die nächste Nacht verbringe ich im Welpenraum. Ich will sehen, wie sich die Hündin verhält und ob alles ok ist. Schlafen werde ich aber kaum. Viel zu aufgeregt bin ich und viel zu unruhig um mich fallen zu lassen. Bei jedem kleinen Geräusch bin ich hellwach. Schlafen werde ich erst wieder wenn ich weis dass alles wirklich läuft.

Die ersten Tage kümmert sich die Hündin rührend und alles läuft prima. Ich muss sie wirklich zwingen das Wurflager zu verlassen um sich zu erleichtern. Nachts möchte ich nun endlich wieder schlafen und habe mich ins Schlafzimmer zurückgezogen. Die Hündin jedoch ist so begeistert von ihrer neuen Aufgabe, dass sie mich alle 2 Stunden holen kommt um mit mir zusammen die Welpen zu "stillen". Ich könnte sie ja auch einsperren, aber das will ich nicht, weil ich die Phobie habe, dass sie dann die Welpen vernachlässigen könnte. Also stehe ich auf und sehe zu wie die Kleinen sich an die Zitzen begeben und wenn die Hündin durch den Hormonstoß nun anfängt ruhiger zu werden, schleiche ich mich wieder nach Oben. Sind ja nur ein paar Wochen, da kann man ruhig mal auf dem Zahnfleisch kriechen......  Morgens stehe ich aber trotzdem um spätestens 5.30 Uhr auf. Ich wiege die Welpen, packe sie alle in eine Kiste mit Wärmekissen damit ich die Wurfkiste desinfizieren und mit neuen Decken bestücken kann. Wenn ich damit fertig bin muss ich die übrigen Hunde versorgen und auch meine Tochter wecken, denn das Leben geht ja weiter und sie muss zur Schule. Auch Hausarbeit usw. muss erledigt werden. In den ersten 2 Wochen klappt das aber ganz gut. Die Hündin pflegt die Welpen in der Regel gut und man muss sich nur um die Grundhygiene kümmern. So schön den Kleinen und ihrer Mama zu zu sehen, wie harmonisch alles läuft und wie schnell sich die Welpen entwickeln.

Davon mal abgesehen, dass ich mir bei jedem "Furz" den die Kleinen quer sitzen haben könnten Sorgen mache und ich ständig die Hündin untersuche, geht es mir gut. Nur etwas mehr Schlaf wäre echt super.....      Ich mache Fotos und Videos, erfreue mich an der spannenden Entwicklung meiner Babys! Gegen Ende der 2. Woche bekommen die Kleinen ihre erste Wurmkur und 2 Tage später beginne ich mit den ersten Zufütterungen. Die Mutterhündin ist dünn und ich will mit ihr bald wieder Sport machen, also muss das sein. Sie bekommt nun besonderes Futter und auch viel Fleisch zur Nahrungsergänzung. Außerdem sollen die Kleinen sich möglichst toll entwickeln. Ich habe mit der Akzeptanz von Welpenmilch eher schlechte Erfahrung gemacht. Wenn man aber nur mit Fleisch anfängt, fressen die kleine Gourmets bald nichts anderes mehr. Also erstelle ich einen Brei aus zermatschtem Trofu, Welpenmilch und Rindertartar. Jeden einzelnen Welpen hole ich aus der Kiste auf meinen Schoß und füttere ihn an. Dieses Prozedere wiederhole ich mindestens drei Tage lang, bis die Kleinen langsam aber sicher wissen, wie man aus dem Schüsselchen zu fressen hat. Dann stelle ich eine Schüssel in die Welpenkiste und die Minimalis fressen mehr oder weniger allein. Ab und zu verläuft sich mal einer oder steht mitten im Babybrei, dann muss ich helfen und zu putzen gibt es auch immer jede Menge aber es ist so herrlich zu sehen, wie toll sich die Kleinen entwickeln.

Ab der dritten Woche hat die Hündin bald gar keinen Bock mehr zu säugen. Jetzt stehe ich jede Nacht alle 2 Stunden auf, weil die Welpen laut schreien, weil Mama immer abhaut, wenn sie trinken wollen und das wollen sie andauernd. Ich lege alle Welpen an die Milchbar und beschwichtige die Hündin, lobe sie, wie toll sie doch alles macht und mir fallen dabei ständig die Augen zu......   Morgens um 5.30 Uhr klingelt der Wecker und die Maligatoren haben Hunger, müssen gewogen werden und die Kiste muss gereinigt werden. Decken brauchen wir jetzt auch viel mehr. Die Welpen fressen richtiges Futter und machen auch entsprechend richtige "Haufen" . Der Hündin ist nach der ersten Zufütterung das Aufsammeln der Hinterlassenschaften nun zu wider und nun muss die Züchterin für Sauberkeit sorgen. Auch über Tag müssen jetzt die Laken öfter gewechselt werden und ich nötige die Hündin zwischen den  3 festen Mahlzeiten ihre Welpen zu säugen, denn es gibt nichts unersätzlicheres als Muttermilch! Sie liebt ihre Welpen sehr, aber das mit dem Milchgeben würde sie lieber einer Kuh überlassen habe ich den Eindruck.....

In der Nacht dann Allarm! Die Welpen schreien laut und die Hündin ist ganz aufgebracht. Ich torkle schlaftrunken hinunter um nach dem rechten zu sehen. Einer der Welpen ist über die Wurfkiste hinaus geklettert und liegt nun schreiend daneben. Es ist Zeit die Wurfkiste zu öffnen. Die Kleinen wollen jetzt etwas mehr Bewegung und zu Beginn der 4. Woche brauchen sie mehr Platz. Nun wirds stressig, denn die Entwicklung schreitet nun rasant voran und Minimalis sind echte Terroristen. Davon mal abgesehen, wird nun auch der Bedarf an Decken und Putzmitteln rasant in die Höhe steigen, aber es ist auch toll zu sehen, dass sich die Kleinen so schnell und so super entwickeln.

Spätestens ab Woche 5 weis man, dass es sich definitiv um Malis handelt! Sie haben inzwischen sowohl Haus als auch Garten erobert, springen auf dem Möbeln herum und manche versuchen sich auch schon an der Treppe nach oben ins Schlafzimmer, was mir so gar nicht gefällt. Die Sicherung der oberen Etage kostet mich jedes Mal sehr viel Erfindungsgeist, weil die kleinen Monster immer einen Weg finden, Kisten, Kartons, Bretter und auch Absturzgitter zu demontieren. Morgens um 4 haben sie Hunger! Und sie schreien jämmerlich! Ich packe mir das Kissen über die Ohren, vor 5.30 Uhr gibt es kein Futter, sonst kommen die kleinen Terroristen jeden Tag eine Stunde eher. Die Hündin geht schon lange nicht mehr freiwillig in den Welpenraum, jedenfalls nicht, wenn ich nicht mitgehe....

Es mag dem Leser ja komisch vorkommen aber ich habe wirklich mal gezählt, dass so ein kleiner Welpe in diesem Alter nun um die 7 bis 8 Haufen am Tag hinterlässt. Das rechnen wir mal flux mal 8 Welpen und Ihr wisst worauf man sich dann so einlässt, erst recht wenn man einen Großteil der Aufzucht im Haus machen will. Dazu kommen noch einige Liter "Pipi" bei Tag und Nacht! Dafür sind die Welpen sehr schnell stubenrein, denn wir füttern nach Möglichkeit draußen und danach wird abgewartet bis so ziemlich jeder sein Geschäftchen erledigt hat, bevor wir wieder rein gehen. Somit suchen die Welpen meist nach einer Wiese um ihr Geschäft zu verrichten, naja oder nach Bettlaken, weil die ja im Wurfraum als Bodenbelag dienen :)   Im Sommer bleiben wir natürlich länger draußen, aber leider habe ich noch keinen Auslauf gefunden der wirklich malisicher ist. So ganz alleine kann man sie nicht gut lassen, außerdem machen sie meist mächtig Krach, wenn ich rein gehe und meine Nachbarn finden das nicht immer lustig. Also werden die Kleinen so lange bespaßt, bis sie müde sind und endlich Ruhe einkehrt, dann packe ich die ganze Bande wieder rein und nach etwa 2 Stunden geht der ganze Zauber von Neuem los. In dieser Zeit kümmere ich mich um Schadensbegrenzung im Haus und Garten, versorge Mann und Tochter, koche, wasche "Babywäsche" und putze die Bude. Wie gesagt, so lange bis die Rasselbande wieder wach wird. :)

In der 6. Woche kommt man kaum noch ins Zimmer wenn die Rabauken wach sind. Sie beißen sich in allem fest was sich bewegt. Beutetrieb und TSB sind ausgeprägt, das wollte ich ja auch so.....   Meine Hosen sind durchlöchert, meine Beine voller Kratzer und meine Tochter rettet sich mit dem Terrier auf die Lehne des Sofas. Nicht mehr lange, denn in der nächsten Woche werden sie auch diese erklommen haben.  Fressen tun sie jetzt wie die Scheunendrescher und auch die Hinterlassenschaften werden mehr. Die Welpenkäufer besuchen uns ab jetzt häufig und fast an jedem Tag ist Besuch da. Ich versuche das Haus einigermaßen besucherfreundlich zu gestalten, nicht immer gelingt mir das, aber man ist ja schließlich hier um einen Hund aus zu suchen und nicht um eine WG zu gründen ;) Nein, das Haus ist sauber, man kann vielleicht nicht vom Fußboden essen, aber noch wurde der Esszimmertisch nicht eingenommen und gehört ausschließlich den Zweibeinern.

Fotos und Videos kann ich jetzt nicht mehr so viele machen, zu wenig Zeit bleibt mir und abends falle ich ins Bett und schlafe sofort!  Die Hündin muss jetzt wieder langsam trainiert werden damit sich das Gesäuge zurückbildet und zwischendrin wollen auch die Oma und der Terrier bespaßt werden. Gott sei Dank sind meine Tochter und mein Mann echt verständnisvoll und stehen in den letzten 2 Wochen ziemlich hinten an. Alles unter einen Hut zu bekommen wird echt schwierig.

In der 8. Woche kommt der TA und der Zuchtwart, danach mache ich echt 3 Kreuze wenn die Kleinen ausziehen! Und wenn sie dann weg sind vermisse ich sie und hoffe so sehr wirklich gute Leute für sie gefunden zu haben. Ein kleiner Zweifel bleibt immer, aber meist bekomme ich viele tolle Fotos und Videos von meinen Welpenkäufern und erfreue mich daran sie mal wieder zu sehen, bei Familientreffen oder auf Hundesportveranstaltungen. Ich bin so glücklich, wenn einer meiner Babys eine Prüfung besteht, seine Körung läuft oder sogar selber Nachwuchs bekommt, dass ich mich jedes Mal aufs Neue auf meine nächste Wurfplanung riesig freue, auch wenn es viel Arbeit ist und die letzten 3 Wochen so manches Mal die Hölle, im Großen und Ganzen macht es super viel Spaß und ist ein erhebendes Gefühl Leben entstehen und aufwachsen zu sehen! Ich züchte gern und mit ganz viel Herz! Ich liebe meine Welpen und auch meine Hündin und könnte mir kein schöneres Hobby vorstellen!